zur Person
Wie ich zum Pilz-Sachverständigen wurde und das Drumherum
Vom Speisepilzsammler zum Hobbymykologen!
Als ich 1974 bei einem Kuraufenthalt in Engelskirchen mit einigen
anderen Kurteilnehmern spazieren ging, wurde ich auf einige schöne Pilze
aufmerksam gemacht, welche dort am Wegesrand standen. Es handelte sich
dabei um Steinpilze, Maronen, Pfifferlinge und auch den schönen Fliegenpilz,
wobei mir eingeschärft wurde, dass man diesen und einige andere
allerdings nur einmal essen könnte. Mein Interesse war geweckt und
ich kaufte mir im Ort mein erstes Pilzbuch, um festzustellen, dass nur 5
Arten darin standen, die ich jetzt schon kannte.
Wieder zu Hause angekommen kaufte, ich mir weitere Pilzbücher,
und so lernte ich auch bald die anderen sehr viel giftigeren Arten, z.B.
Pantherpilz, Weißer und Grüner Knollenblätterpilz, Satanspilz
und viele andere Scheinheilige kennen. Da meine Frau und ich viel in der
Natur herum wanderten und gerne ein schmackhaftes Pilzgericht vernaschten,
beschäftigte ich mich intensiver mit der Essbarkeit dieser Pilze,
um uns nicht zu vergiften. So lernte ich denn so nach und nach die wichtigsten
essbaren und giftigen Pilzarten kennen, wobei sich herausstellte,
dass die schönsten Pilze
oft die giftigsten, hingegen Pilze, die ich nie für den
Kochtopf mit nach Hause genommen hätte, essbar waren. Nur war nicht
alles, was in der Literatur als essbar eingestuft wurde, auch schmackhaft,
wobei die Geschmäcker ja verschieden sein können.
Am letzten Tag ging es zur praktischen Erprobung in den Wald (Volksgarten). Die Teilnehmer brachten dabei die verschiedensten Pilze zur Hauptgruppe zurück, wo dann die Fragen des jeweiligen Finders beantwortet wurden. Einer hatte winzige, schön anzusehende, scheibenförmige Becherlinge gefunden und die Frage kam: kann man diese auch essen?
Antwort von Herrn Knoop; Aber natürlich, man muss sie nur scharf genug anbraten!
Bei einigen Pilzen wurde auf den Geruch eingegangen. Herr Knoop hatte einige Risspilze (Inocyben) in den Händen und sprach: Die Arten dieser Familie sind alle mehr oder weniger giftig und riechen zumeist nach Sperma, wobei dann ein zartes weibliches Stimmchen aus dem Hintergrund kam: Wie riecht denn Sperma? Es gab also dabei auch einiges zu lachen.
Je mehr Pilze ich im Laufe der Zeit sicher zuordnen und bestimmen konnte, desto
größer wurde die Schar derer, welche ich nicht bestimmen konnte.
Bei einem Urlaub 1977 im Schwarzwald beschloss ich, an einem Seminar
teilzunehmen und bei Frau Dähncke die Pilzsachverständigenprüfung
abzulegen. Dort wurde ich dann auch Mitglied der DGfM = Deutsche Gesellschaft
für Mykologie (Pilzkunde)
und lernte dadurch so nach und nach die besten "Pilskenner" Deutschlands kennen.
Bald danach gründeten wir unseren Verein, brachten im Juni 83 ein 1. Mitteilungsblatt "Beiträge zur Erforschung und Verbreitung heimischer Pilzarten" in Umlauf.
In Heft 1, Seite 2 steht vermerkt:
Der Verein für Pilzkunde Krefeld/Niederrhein existierte schon
seit Jahren; Namen wie Bender, Gumbinger, Heister, Lukas, Meusers und Chr.
Müller hatten unter Pilzfreunden schon früh einen guten Klang,
und die Krefelder Pilzausstellungen der letzten Jahre waren stets Garant
für eine reiche Artenzahl. Sie zogen Interessenten und Kenner in großen
Scharen aus nah und fern an.
Seit einem Jahr etwa hatte sich der Kreis der Pilzfreunde, deren
Heimat der engere Krefeld-Mönchengladbacher Raum ist, etwas erweitert.
Pilzfreunde aus nördlicheren und östlicheren Landesteilen kamen
hinzu. Nähere Kontakte wurden zunächst in losen Zusammenkünften
und bei gemeinsamen Exkursionen gepflegt. Schließlich war es dann
nur noch eine Frage der Zeit, bis aus gegenseitiger Achtung und aus dem
Wunsch nach gemeinsamer überregionaler Arbeit der Gedanke an die Bildung
einer Arbeitsgemeinschaft aufkam.
Am 21 Februar 1983 war es dann soweit; die Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde
Niederrhein (APN) wurde einstimmig gegründet.
Irgendwann mußte ich die lateinischen Pilznamen lernen, weil
es nicht für jeden Pilz einen deutschen Namen gab und ich im Gespräch
mit den Spezialisten sonst nicht wusste, von welchem Pilz gerade die
Rede war.
Meine Literatur über Pilze war inzwischen schon auf 3 Meter
angewachsen, (inzwischen sind es 10 m), eine Spiegelreflexkamera wurde
angeschafft, um die Qualität der eigenen Pilzfotos besonders im Makrobereich
möglichst spitzenmäßig zu gestalten. Fotos waren auch zur
Beweissicherung der gefundenen Arten erwünscht und zusammen mit den
Exsikkaten bei seltenen Arten vonnöten.
Die Bestimmung der mitgebrachten Pilze wurde immer schwieriger,
weil man die makroskopisch bestimmbaren Arten ja meist schon kannte. Von
einigen Mitgliedern wurden daher Mikroskope und Stereolupen angeschafft.
Einige Jahre hielt ich nun selber Vorträge und Pilzwanderungen
in den Volkshochschulen Mönchengladbach, Viersen und Düsseldorf
ab. Aus beruflichen Gründen stellte ich dies aber wieder ein, weil
mir das ewige Tauschen meiner Dienste in Wechselschicht leid wurde.
Nachdem ich mich nun in den meisten Pilzgattungen und deren Familien
recht gut auskannte, wurde ich von meinem Freund und damaligen 1.Vorsitzenden
der DGfM, German J. Krieglsteiner, angehalten, mich vorrangig auf eine Gattung zu konzentrieren, um diese später neu zu überarbeiten.
Ich entschied mich für die Tintlinge (Coprinus), von welchen
ich hier in der Umgebung schon viele verschiedene Arten gefunden hatte.
In der damals gängigen Literatur zählte man für Europa
ca. 100, für Deutschland etwa. 60 Arten. Durch intensive Suche gelang
es mir im Laufe der Zeit, die für Deutschland nachgewiesenen Coprinus-Arten
deutlich zu steigern, und so kann ich durch viele Erstfunde für die
BRD auch stolz auf diese Funde zurückblicken. Durch Veröffentlichungen
in verschiedenen Fachzeitschriften und Diavorträgen auf Tagungen der DGfM wurde ich bald als Spezialist für Coprinus
anerkannt.
Hier möchte ich mich auch bei meinem Freund Manfred Enderle,
einem der besten Pilzkenner Deutschlands und Spezialist für Mürblinge
(Psathyrellen), Samthäubchen (Conocyben) und Tintlinge (Coprinus) bedanken.
Wir haben viele gemeinsame Coprinusaufsätze publiziert und mit
seiner weltweiten Literatur, die er mir zur Verfügung stellte, konnte
ich dann auch erkennen, dass es noch eine große Anzahl Coprinusarten
gab, welche noch nicht beschrieben waren. Es wurde mir also aufgezwungen,
diese von mir gefundenen und nicht bestimmbaren Arten neu zu beschreiben
und mit lateinischer Diagnose (was ein evangelischer Pastor und Pilzfreund
aus Lübeck gerne für mich machte) in Fachzeitschriften zu veröffentlichen.
Die Exsikkate (getrocknetes Pilzmaterial) sind meist im Herbarium der Uni
München hinterlegt.
Auf Anraten eines Freundes kaufte ich mir damals meinen ersten Computer
(20 Megabyte Festplatte), um Schreibarbeiten etc. etwas einfacher zu gestalten.
Am 23. September 1988 wurde mir auf der
Jahreshauptversammlung der DGfM der Adalbert
Ricken Preis verliehen. Neben einer Urkunde bekam ich dabei auch einen
Geldbetrag. Die Auslagen meines Hobbys waren ja auch nicht unerheblich
und so konnte ich diese Zuwendung gut gebrauchen.
1994 wurde ich zum Referenten der DGfM benannt.
Die digitale Fotografie hielt ihren Einzug. Die Pilzfotos wurden
jetzt mit digitaler Kamera gemacht und die Bilder gleich im Computer bearbeitet
und eingebunden. Tausende von Pilzdias warten nun darauf, in den nächsten
Wintermonaten digitalisiert zu werden, um diese auch im Computer zur Verfügung
zu haben.
Das Internet eröffnet inzwischen ungeahnte Möglichkeiten.
In den Homepages der Vereine und Privatpersonen wird herumgestöbert,
Daten und Meinungen über E-Mail in Sekundenschnelle ausgetauscht.
Die Erstellung einer eigenen Homepage wurde von mir in Angriff genommen.
Ein ISDN- und T-DSL Anschluss wurde zugelegt, weil mein Modem
zu langsam war.
Am 1. August 2002 bin ich in Altersteilzeit gegangen, ab 1.6.04
mit 60 Jahren im Vorruhestand und habe immer noch keine Langeweile, im
Gegenteil, der Tag könnte 48 Stunden haben.
Ein Glück, dass ich nicht rauche und nicht trinke, denn mein
Hobby hat zeitweise größere finanzielle Ausgaben zu verkraften.
Ein Pilzfreund und starker Raucher, der mich mal darauf ansprach,
was denn meine Frau dazu sagen würde, musste sich von mir davon
überzeugen lassen, dass er immer noch mehr Geld im Jahr (ca.
2.500 bis 3.000 €) an Rauchwaren in die Luft pafft als ich für
mein Hobby ausgebe - und das wäre meiner Frau doch immer noch lieber.
PS: Der Verein APN mit Treffpunkt Krefeld-Hüls Umweltzentrum besteht jetzt seit über 30 Jahren und es ist jeder herzlich willkommen der sich dafür interessiert. Treffpunkt alle 14 Tage , siehe Webseite APN.