"Haustiere u.s.w."
 
 
 
Eine kleine Geschichte.- 1. Teil
Wie Euch ja schon bekannt ist, habe ich auf unserem Balkon beim Frühstück oder im Laufe des weiteren Tages meine Tierchen zu Besuch 
(Eichhörnchen , Meisenund Rotkehlchen ), die mir alle aus der Hand fressen aber auch anderswo werde ich schnell als Vertrauenspersonakzeptiert.
 
 

Welches Vertrauensverhältnis sich dabei auf Seiten der Tiere aufgebaut hat, wurde mir jetzt von meiner Lieblingsmeise aufgezeigt, mit der ich etwas herumspielen kann, wenn sie Lust hat. (Die Leckerlis verstecke ich dabei soweit in meiner hohlen Hand, dass es nicht so einfach ist, an diese heranzukommen) 
Vor ein paar Wochen kam also diese Meise und hatte unterhalb des rechten Auges eine große ausgewachsene Zecke hängen was nicht nur unschön aussah, sondern ihr offensichtlich auch sehr zu schaffen machte. 
Nachdem sie sich nun mehrmals bei mir in immer schlechterem Zustand präsentierte und ich dann sah, dass das rechte Auge total geschlossen war, konnte ich sie von dieser Seite ohne große Gegenwehr mit der Hand einfangen. 
Mit einer kleinen Tragetasche aus Stoff, die ich mir über die Hand und Meise gestülpt hatte, erschien ich dann beim nahegelegenem Tierarzt, der die Zecke ohne Mühe und kostenlos entfernte. Zuhause ließ ich die Meise wieder dort auf unserem Balkontisch frei, wo ich sie eingefangen hatte. Sie war aber so geschwächt oder auch geschockt, dass sie mit dem Wahlnusstückchen, welches sie sich noch mitgenommen hatte, kaum von der Stelle kam. Als ich dann kurz darauf eine der Nachbarskatzen dort herumschleichen sah, kamen mir schwere Bedenken, ob ich nicht einen Fehler begangen hätte. 
Ich versuchte also die Meise im Gebüsch wieder ausfindig zu machen um sie sicherheitshalber in Gewahrsam zu nehmen, was aber nicht gelang. 
Am späten Nachmittag sah ich sie dann vom Balkon aus an der Trinkstelle (ein längs durchgeschnittener Autoreifen) ziemlich erschöpft auf dem Gummirand sitzen. Ich machte mich also auf den Weg und konnte sie von der Seite des geschlossenen Auges her dort abpflücken. 
Also, wenn das die Katze gewesen wäre! 
Die Meise bekam dann in unserem Wohnzimmer Freigang, wo sie sich aber nur im Fenster und Balkontürbereich aufhielt, einige kleine Nüsschenteile verputzte und auf den am Boden liegenden Kabeln sitzend schließlich zitternd einschlief. 
Am anderen Morgen waren wir erleichtert als sie noch lebte und auch Appetit entwickelte, aber von Nüsschen allein erschien mir die Motivation und Ernährung nicht ausreichend und so ging ich ins Angelgeschäft (was tut man nicht alles) und holte Maden und Mehlwürmer. Die Maden wurden nach kurzer Prüfung verschmäht, die Mehlwürmer aber mit Begeisterung angenommen. Meine Frau war sehr darauf bedacht, dass die Mehlwürmer nicht auf der Flucht das Wohnzimmer eroberten und wurden deshalb nur einzeln abgegeben. 
Zwischendurch wurde das Auge der Meise mit Kamillenextrakt behandelt, was sie sich anfangs auch mit wenig Gegenwehr gefallen ließ später aber mit leichtem Gekreische quittiert wurde, was mir auch die Tendenz zur Besserung anzeigte. Über einen Freund hatte ich mir zwischenzeitlich einen Vogelkäfig besorgt, in den ich die Meise nach der letzten Behandlung am Abend bei offenen Türen absetzte, wo sie auch kurze Zeit später einschlief. 
Am anderen Morgen turnte sie schon am Fenster auf allen dort stehenden Teilen herum ohne jedoch hektische Fluchtversuche zu unternehmen. 
Nach einem ausgiebigen Mehlwürmerfrühstück und eine letzte Augenbehandlung kam sie nun in den Käfig und durfte sich die Welt draußen vom Balkontisch aus ansehen. Sie musste ca. eine Stunde warten bis ihr Partner (das Männchen) endlich kam, um sie zu begrüßen. Die Freude galt aber einem Leckerli welches vor dem Käfig lag, er schnappte es sich und düste ab. 
Von meiner Frau, die das auch mitbekam, musste ich mir dann anhören: "Da siehste mal, so sind die Männer!"
Nachdem nun der Kontakt hergestellt war, öffnete ich beide Türen des Käfigs, damit sie hinterher kann. Sie hatte aber keine Lust den Käfig zu verlassen. Als ich sodann mit meinem Fotoapparat 10 Minuten gewartet hatte um den Abflug festzuhalten, verlor ich die Geduld und ging so nah an den Käfig, dass sie in Bewegung kam. Sie hupfte also auf den Ausgangstürbereich, dann auf den Tisch, nahm sich noch das größte Stück Nuss und flog ca. 20 m weiter in einen Baum, wo sie dann, mit immer noch geschlossenem Auge, wirklich von ihrem herumstolzierenden Männchen umworben wurde. 
Nun waren wir alle zufrieden und hofften auf ein baldiges Wiedersehen. 
Es dauerte fast drei Wochen, bis sich beide erneut vorstellten. 
Das Auge war wieder normal und unsere Freude groß. 

Eine kleine Geschichte:-2. Teil
Auf einem Weihnachtsbasar, bei dem an einem Stand verschiedene Vogelbrutkästen angeboten wurden, kam uns die Idee, unserer Meise auch mal ein Angebot zu machen. Zuerst wurde zuhause das Einflugloch vergrößert weil es für eine Blaumeise vorgesehen war und für unsere Kohlmeise zu klein gewesen wäre. Als nächstes suchten wir auf unserem Balkon wo der Nistkasten an der Wand  angebracht wurde , eine schöne Stelle aus.


Es dauerte auch gar nicht lange, bis wir die Meisen dort des öfteren beobachten konnten. Nach einigen Wochen habe ich dann mal nachgesehen was denn um diese frühe Jahreszeit im Februar im Kasten so interessant ist. Es entpuppte sich als Schlafplatz, der mit Dutzenden harter Kotkrümel übersät war. Fürsorglich wie ich bin, säuberte ich die Wohnung und nach weiteren Wochen ein zweites mal. 
Anfang April sah ich dann, dass die Meisen Nistmaterial anschleppten, und beobachtete, wie nicht nur das Nistmaterial für den Innenausbau immer feiner sondern am Einflugloch jede noch so kleine Misslichkeit weggehämmert wurde. Dies dauerte ca. 3 Wochen, an denen jeder Tag bei Sonnenaufgang mit Klopfgeräuschen begann. Als wir dann am 3. Mai nach 14 Tagen Urlaub wieder daheim waren, konnte meine Frau schon zartes Jungmeisengeflüster wahrnehmen was mir selbst erst 2 Tage später gelang.
Der Nachschub von Insekten verschiedener Größenordnung wuchs mit den größer werdenden Jungmeisen.
Da ich auch neugierig bin, habe ich dann mal einen Blick durch den aufklappbaren Vorderteil des Nistkastens in die Meisenwohnung riskiert.
Es waren 6 oder 7 breite Mäuler und doppelt so viele Augen, die mich aus dem Nest her anschauten.
Es dauerte dann noch bis zum jungfräulichen 19. Mai, bis die Jungmeisen dann bis gegen 8 Uhr alle nacheinander ihr Nest verlassen hatten.
Im verlassenen Nest lagen noch 2 nicht bebrütete Eier, die ich samt Nest als Ausstellungststück meinem NABU-Verein zur Verfügung stellte.
Der Kastenboden war teilweise mit einer ca. 1 cm dicken Staubschicht aus Hornteilen der Jungfederteile bedeckt.
Nach Säuberung des Kastens steht er jetzt wieder für Übernachtungszwecke zur Verfügung oder für eine mögliche Zweitbrut.
Am nächsten Tag, dem 20.05., wurde das Angebot schon angenommen, und ein neues Nest ist in Arbeit.
Als ich dies sah, fiel mir ein, dass ich das Einflugloch ja noch etwas vergrößern wollte.
Mit entsprechender Holzraspel bewaffnet erweiterte ich dies jetzt noch schnell bis ich zufrieden war.
Da ein Blick ins Innere ja nicht schaden kann, um zu sehen, wie weit das Nest denn schon gediegen war, klappte ich mal die Tür auf.
Mein dummes Gesicht hättet ihr sehen sollen, als mich mein Meischen da im Nest ganz mit Raspelmehl überpudert so traurig ansah.
Es hätte ja jetzt wegfliegen können, ist es aber nicht, und so konnte ich die Klappe unbeschadeter Dinge wieder schließen.
Sachen gibt´s!  Aus diesem Gelege entflogen nach normaler Brutzeit erst mal nur 4 Jungmeisen. 

Ein Nesthäkchen  brauchte noch weitere 8 Tage, wollte aber alleine nicht so recht das Nest verlassen. Am nächsten Tag, morgens um 8.00 Uhr in der Früh, durfte es dann unter meiner Aufsicht und im Beisein der Eltern aus meiner Hand den Erstflug starten. Es ging alles gut, die 2 Meter Höhenunterschied von unserem Balkon bis zum Gebüsch Nähe Gartenboden wurden in einem 10m- Flug noch etwas holprig abgeschlossen. 

Damit ist auch diese Fortsetzungsgeschichte erstmal abgeschlossen, und wir hoffen auf weitere Erlebnisse mit unseren „Haustieren“ 
Grüße aus Mönchengladbach 
Hans